Oase 5

Ein Sonntagsevangelium und seine Folgen

 

Gedanken zum Evangelium Matthäus 14,22-33

 

Jesus stellt wieder einmal die VERTRAUENSFRAGE und damit auch die BEZIEHUNGSFRAGE. Wir bewegen uns im Spannungsfeld zwischen Angst und Zweifel, Verlässlichkeit und Vertrauen.

Einmal mehr im Wind, wieder bei Gegenwind und Sturm, auf rauer See und hohem Wellengang. Hauptakteur neben Jesus ist Petrus, erfahrener Fischer, mit den Wetterverhältnissen und Widrigkeiten auf dem See bestens vertraut. Doch dann...eine Gestalt die über das Wasser laufen kann?

Gespenstisch und Angst einflößend. Eine Zuordnung zunächst unmöglich.

 

Jesus erkennt sogleich die Gemütsverfassung der Jünger und reagiert, wirkt einladend und angstlösend.

Habt Vertrauen, ich bin es, fürchtet euch nicht!

 

Petrus will es genau wissen und fordert Jesus heraus, er will den Beweis: Herr, wenn du es bist....

Der Fischer Simon Petrus wagt diesen Schritt in den eigenen Kontrollverlust und geht los... auf Jesus zu. DAS WASSER TRÄGT.

Es trägt solange, wie sich seine Angst nicht einstellt. Solange wie Petrus sich auf Jesus konzentriert, den heftigen Wind ignoriert und zuversichtlich bleibt. Vertrauensvoll mit Blick auf das Wesentliche.

 

Jesus, ich vertraue dir

Jesus, ich habe dieses Gottvertrauen entwickelt

Das ist es , was Jesus hören und sehen möchte

Und er lässt Zweifel zu ohne sich abzuwenden

Ein mächtiger Lernprozess für die Jünger genauso wie für uns heute

 

Urgewalten. Unerklärliches. Außer Kontrolle.

SOS - Save Our Souls

Unsere Oma, Jahrgang 1989, hat nicht nur bei Sturm und Gewitter viel gebetet, bevorzugt den Rosenkranz. Oma war eine einfache bescheidende Frau, sie hat neben beiden Weltkriegen viele Notzeiten und Schicksalsschläge durchleben müssen. Getragen wurde sie durch ihren stillen unerschütterlichen Glauben und hat uns so viel Gutes auf den Lebensweg mitgegeben.

In Beziehung mit Gott treten. In Freud und Leid. Danke Oma.

Aber Not schafft natürlich nicht automatisch Gottvertrauen. Es ist immer ein Weg dorthin, mal geht es auf leichtem Gelände zügig voran und manchmal sind die Schritte mühsam und schwer. Holprig, Dornig, Steinig.

 

Wir leben immer noch in Corona-Zeiten. Vielleicht lernt es sich in diesen virulenten Zeiten leichter in die Stille zu gehen.

Vielleicht erwächst aus diesen reizüberfluteten Notzeiten mit der Sichtbarkeit der Begrenztheit der menschlichen Möglichkeiten bei unseren Zeitgenossen so etwas wie das SUCHEN und FINDEN nach dem was größer ist als der Mensch, der Wissenschaft und allem bislang Sichtbarem und Erklärlichem.

 

Wir wissen alle, wie das ist mit dem Vertrauen in Beziehungen. Neben dem Urvertrauen, welches Kinder ihren Eltern entgegen bringen, ist es doch auch immer ein Prozess, ein Weg, der sich entwickeln möchte.

Reifeprozess und Wachstumsschmerzen.

Beziehungsarbeit und Beziehungspflege.

Jesus, Petrus und die anderen. Und wir.

Manchmal auch mit Wohngemeinschaft-Charakter. Freundschaft. Gut so. Bestens.

 

Gott meint es gut mit uns. Immer. Wir haben Orientierungshilfen bekommen. 

Geländer und Leitplanken.

Wir begegnen ihnen als Vorbilder, Heilige, Selige, Glaubens-Erfahrene, Glaubens-Unerfahrene, Anfänger und Fortgeschrittene.

Und irgendwie sitzen wir doch auch alle in einem Boot, bei ruhiger See und in stürmischen Gewässern. 

Ich glaube wir sind gut aufgehoben in Gottes Hand. Immer. 100% Gott. Für jeden von uns.

Die Reise geht immer weiter und bringt gute Frucht, wenn wir uns in den Gemeinden austauschen und uns nähren und stärken mit dem was uns an Existenziellem zur Verfügung steht. Ganzheitlich. Kreativ. Bodenständig. Vertrauensvoll.

Wahrnehmen und zum Schatzsucher werden.

Tragen und Getragen sein.

Ich bin mir sicher, Gott lächelt dann - wohlwollend.

Und das sind doch wirklich himmlische Aussichten.

 

Monika Maria Jeromin

August 2020